Der krönende Abschluss der Trilogie

Die Königliche (Die sieben Königreiche, #3) - Kristin Cashore, Ian Schoenherr, Katharina Diestelmeier

Seit dem Tod ihres tyrannischen Vaters ist Bitterblue die alleinige Herrscherin eines ganzes Königreichs. Während sie langsam in ihre Aufgabe hineinwächst, muss sie sich unausweichlich der Vergangenheit stellen: Wer war ihr Vater, König Leck, wirklich? Was gehört zu den Lügengebäuden seiner Herrschaft und was ist tatsächlich die Wahrheit? Für ihre Nachforschungen schleicht sich Bitterblue Nacht für Nacht verkleidet aus dem Schloss, schließt unter falschem Namen ungewöhnliche Freundschaften in den Straßen und Wirtshäusern und verstrickt sich ihrerseits in ganz neue Lügen... (Carlsen)

 

Im letzten Teil von Kristin Cashore's Trilogie laufen die Handlungsstränge, die in den ersten beiden Bänden gewoben wurden, langsam zusammen. Die Königliche spielt etwa acht Jahre nach den Abenteuern von Katsa und Bo, seit dem Krieg in den Dells, der von Fire und Brigan ausgetragen wurde, sind sogar gut vier Jahrzehnte vergangen. Bitterblue ist nun volljährig, hat fast ihr halbes Leben auf dem Thron von Monsea verbracht und doch hat sie immer mehr das Gefühl, ihr Volk gar nicht richtig zu kennen. Also beginnt sie selbst Nachforschungen anzustellen und lernt dabei ein Königreich kennen, dass sich beharrlich dagegen wehrt, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Ich muss zunächst sagen, dass ich ein großer Freund einheitlicher Reihengestaltung bin, weshalb mich die gegenüber den ersten beiden Teilen veränderten Kartenillustrationen am Anfang ziemlich gestört haben. In den vorangegangenen Büchern waren sie sehr viel filigraner gezeichnet, wogegen die des dritten Bandes einen sehr wuchtigen Eindruck auf mich machen. Allerdings habe ich mich im Verlauf der Lektüre irgendwie daran gewöhnt, ebenso wie an die Tatsache, dass jeder Kapitelanfang nun vom Bild eines Schlüssels angekündigt wird; vorher gab es da überhaupt keine Symbole.

Aber nun zum Inhaltlichen: Für mich ist dieser letzte Teil zum absoluten Liebling der Trilogie avanciert. Auch wenn es zunächst etwas gewöhnungsbedürftig war, sich Bitterblue plötzlich als erwachsene Frau vorzustellen statt als neunjähriges Mädchen, so habe ich sie doch durch ihren unbedingten Wunsch, eine gute Königin sein zu wollen, in mein Herz geschlossen (obwohl sie für meinen Geschmack manchmal etwas zu oft in Tränen ausbricht). Auch war es schön alte Bekannte wie Katsa, Bo und Giddon wiederzutreffen. Aber auch Bitterblues neue Freunde aus der Stadt haben, wie so oft bei Kristin Cashore, einfach das gewisse Etwas, um sie schlichtweg mögen zu müssen. Sprachlich konnte die Autorin sich noch einmal steigern, die Geschichte ist noch besser und spannender als Teil zwei. Das Gewirr aus Lügen und Intrigen zu entwirren macht süchtig, auch wenn einige grausame Wahrheiten aus König Lecks Vergangenheit ans Licht kommen.

 

Wenn mich die ersten beiden Teile nicht schon längst von der Qualität dieser Reihe überzeugt hätten, dann wäre ich es spätestens nach diesem Band. Die Entscheidung, ein bisschen weniger Herzschmerz als in den Vorgängern zu integrieren und stattdessen mehr auf Spannung und Rätselraten zu setzen, hat dem Buch sehr gut getan, sodass ich ohne Bedenken sagen kann: Unbedingt lesen!

 

"'Wahrheiten sind gefährlich', sagte er.

'Warum schreibst du sie dann in ein Buch?'

'Um sie zwischen den Seiten zu fangen [...] und sie einzusperren, bevor sie verschwinden.'

'Wenn sie gefährlich sind, warum sollten sie dann nicht verschwinden?'

'Weil Wahrheiten, die verschwinden, Leerstellen hinterlassen, und das ist auch gefährlich.'"