Die erste Geschichte aus den sieben Königreichen

"Ihre Gedanken rasten. Er war ein Beschenkter, ein Kämpfer. So viel war klar. [...] Argwöhnisch betrachteten sie einander, beide für den anderen nicht mehr als ein Schatten. Er sprach zuerst. 'Ich habe von einer Dame mit dieser besonderen Gabe gehört.'"
Als Katsa dem geheimnisvollen Prinzen von Lienid begegnet, weiß sie sofort, dass auch er beschenkt ist - sie ist sich nur nicht sicher, mit welcher Gabe. Katsa dagegen ist in allen sieben Königreichen bekannt und gefürchtet: Sie hat die Gabe des Tötens. (Carlsen)
Ihre Fähigkeiten als Werkzeug für König Randa einsetzen zu müssen, widerstrebt Katsa zutiefst. Erst als Bo, der beschenkte Prinz, auftaucht, sieht sie eine Möglichkeit, Randas Herrschaft zu entkommen. Auf ihrer gemeinsamen Suche nach dem Grund für die Entführung von Bos Großvater findet Katsa nicht nur einen neuen Zugang zu sich selbst und ihrer Gabe, sie lernt auch ihren Gefährten kennen und lieben. Und dann steht ihnen noch der Kampf gegen einen grausamen König bevor, von dem sie noch nichts ahnen...
Vor gut zwei Jahren habe ich Die Beschenkte zum ersten Mal gelesen und auch jetzt bei diesem zweiten Durchgang hat die Geschichte nichts an ihrer Faszination für mich eingebüßt. Vieles ist bei näherem Hinsehen nicht so wie es zunächst scheint und gerade das macht es für mich so interessant und leicht, dem Handlungsverlauf zu folgen.
Doch auch wenn ich persönlich das Buch sehr schön finde, würde ich es nicht jedem blind empfehlen. Denn es gibt in meinen Augen einige Punkte, die sich beim besten Willen nicht wegdiskutieren lassen, seien es nun die zum Teil sehr naiven Ansichten von Katsa, die einfach nicht in mein Bild einer 18-jährigen passen wollen, die gewöhnungsbedürftig einfallslosen Namen einiger Königreiche (Nander, Wester, Sunder, Estill und die Middluns - ja, richtig, sie liegen an genau den Positionen auf der Landkarte, die ihr jetzt vermutet) oder manche Dialoge, die sogar in Papierform zu holprig klingen, als dass sie wirklich jemand so sagen würde.
Die Geschichte hat mich letztendlich aber doch in ihren Bann gezogen, weil sie sehr gut zu lesen ist und die Charaktere mir sehr sympathisch sind. Man nimmt Anteil an ihren Schicksalen, freut sich über glückliche Zeiten und liest erschrocken von unvermittelt auftauchendem Leid. Auch lassen mich wohlklingende Namen wie Bo, Raffin, Skye und Silvern die Länderbezeichnungen (fast) vergessen.
Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, ob positive oder negative Aspekte bei der Lektüre überwiegen. Für mich war es hier eine reine Gefühlsentscheidung, die Geschichte zu mögen, auf jeden Fall war sie weniger rational, als bei den meisten anderen Büchern. Ich kann also abschließend jedem nur wünschen, diese Geschichte zu mögen, denn mich hat sie sehr berührt.